Paulus Diaconus, der sich der kulturellen, politischen und militärischen Überlegenheit der Franken bewusst war, wollte die Geschichte der Langobarden und ihres Übergangs von der Barbarei zur Kultur erzählen, damit die Eroberer den Wert der Kultur und der historischen Erfahrung seines Volkes kennenlernten und akzeptierten.
Um 720-730 in Cividale del Friuli in einer langobardischen Familie geboren, besuchte Paulus zunächst die Schulen in Cividale; danach genoss er die Ausbildung am Hof von Pavia, wo junge Männer aus adligen oder angesehenen Familien des Reichs nach den germanischen Traditionen unterrichtet wurden. Aus rein persönlichen Gründen begab er sich an den Hof Karls des Großen; ihn bewegten das Schicksal seines Bruders Arechis, der nach einem gescheiterten Aufstand unter der Führung von Rodgaud, des Herzogs des Friauls, im Jahr 776 gefangen gehalten wurde, und im Allgemeinen das seiner Familie. Zu einem wesentlich breiter angelegten politischen Programm gehörte hingegen die Aufforderung des Frankenkönigs, am Hof zu bleiben, an dem sich schon Gelehrte wie Petrus von Pisa, den Paulus vermutlich aus seiner Zeit in Pavia kannte, und Paulinus von Aquileia, aufhielten. Paulus‘ Aufenthalt am Karolingerhof endete um 786-787. Mit Gewissheit befand er sich nach dem 26. August 787, dem Todestag von Herzog Arechis, für den er ein aufrichtiges Epitaph schrieb, schon in Montecassino. In Paulus’ letzten Lebensabschnitt in Montecassino ist auch die Entstehung seines heute bekanntesten Werkes einzuordnen: die Historia Langobardorum. In sechs Büchern beschreibt er darin die Geschichte des langobardischen Volkes von dessen mythischen skandinavischen Anfängen bis zum Tode König Liutprands (744). Von Paulus‘ Tod ist nur der Tag bekannt, der 13. April, der im Nekrologium von Montecassino genannt wird. Zum Jahr gibt es verschiedene Thesen, die zwischen 797 und 799 schwanken, wobei am sichersten zu sein scheint, dass Paulus zum Zeitpunkt der Krönung Karls des Großen zum Kaiser nicht mehr lebte.
Für mehr Informationen wird auf das Stichwort Paolo Diacono verwiesen, verfasst von Laura Pani in Nuovo Liruti. Dizionario biografico dei Friulani, 1, Il Medioevo, C. Scalon (Hrsg.), Udine, Forum, 2006, 655-665.