Die in den Dokumenten meist als Synonyme verwendeten Begriffe für die Bezeichnung des mittelalterlichen Friaul sind “Terra del Friuli”, “Chiesa Aquileiese”, “Universitas Foroiuliensis” und “Patria del Friuli”.
Abgesehen vom linguistischen Aspekt trug im Laufe der Geschichte ein weiterer Aspekt wesentlich zur Entwicklung einer friaulischen Identität bei: Dabei handelt es sich um die Entstehung der Kirchenprovinz Aquileia, die sich in den 350 Jahren ihrer Existenz zwischen 1077 und 1420 zu einem feudalen Herrschaftssystem und dann zu einem autonomen Staat mit eigenen Gesetzen, eigenen Traditionen und einem eigenen territorialen Bewusstsein entwickelte. Die in den Dokumenten meist als Synonyme verwendeten Begriffe für die Bezeichnung des mittelalterlichen Friaul sind “Terra del Friuli”, “Chiesa Aquileiese”, “Universitas Foroiuliensis” und “Patria del Friuli”. Das Wort “terra” (deutsch: “Erde”, “Land”) steht hier für einen territorialen Bezirk mit genau festgelegten Grenzen, ein von einem Fürsten gemäß der geltenden Rechtsprechung regiertes Gebiet mit einer politischen und administrativen Einheit. Im Falle des Friaul wurden diese Gesetze von einem Parlament verabschiedet, das aus den Vertretern der Kirche, des Adels und der bürgerlichen Gemeinden bestand. «Chiesa aquileiese» ("Kirche Aquileias") bezeichnete das geistliche Fürstentum, während «Universitas Foroiuliensis» die Gesamtheit der Institutionen und Personen des Landes bezeichnete. Das Wort “Patria” (deutsch: "Heimat"), das in der letzten Phase des Patriarchalstaates die anderen gleichwertigen Bezeichnungen fast völlig verdrängte und auch in den darauffolgenden Jahrhunderten als gängige Bezeichnung in den Kartografien verwendet wurde ist das Ergebnis eines langen Prozesses. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um den Übergang von einer vermögensorientierten Konzeption des Fürstentums von Aquileia, so wie es in der kaiserlichen Schenkung an den Patriarchen Sieghard im Jahr 1077 verstanden wurde, hin zur Konzeption eines Staates, die dem modernen Begriff des “Staates” schon sehr ähnlich war. «Der friaulische Staat hatte, obwohl es sich um eine gänzlich mittelalterliche Schöpfung handelt, einige Eigenschaften, die man auch in den Fürstentümern der nachfolgenden Jahrhunderte wiederfindet, in denen das Konzept eines Einheitsstaates Form annahm», schreibt Pier Silverio Leicht. Das nach der Eroberung des Friaul (1420) von Venedig 1445 vorgeschriebene Konkordat setzte der Unabhängigkeit Friauls als Patriarchalstaat, mit seiner Einheit und Autonomie, ein Ende; dies verhinderte eine weitere Entwicklung der Konzeption des Staates im modernen Sinne. Das Wort “Patria” blieb auch weiterhin die unverkennbare Bezeichnung für das Friaul, obwohl es die tieferen Bedeutungen, die diese Bezeichnung zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert angenommen hatte, gänzlich verlor.