Das Episkopat von Nicetas, dem Bischof von Aquileia (455?-485?) folgt in den bischöflichen Verzeichnissen auf das Bistum von einem gewissen Bischof Sekundus, der vermutlich völlig hilflos der Zerstörung der Stadt Aquileia durch Attila und die Hunnen (18. Juli 452) beiwohnen musste. Der Name Nicetas taucht zusammen mit der Bezeichnung Metropolitanbischof der Provinz „Venetia“ in einem Brief auf, den Papst Leo der Große ihm am 21. März 458 schickte. Der Bischof von Aquileia übte sein Amt bereits seit einigen Jahrzehnten in der riesigen Kirchenprovinz aus, die sich jenseits der ehemaligen Grenzen von „Venetia et Histria“ weit über die Alpen hinaus bis zur Donau erstreckte. Die Zerstörung Aquileias hatte viele schwerwiegende, vor allem aber moralische und juristische Konsequenzen und der Papst empfahl Nicetas diesen mit angemessenen Mitteln zu begegnen. Es ist nicht bekannt ob Nicetas schnell in die zerstörte Stadt Aquileia zurückkehrte. Die Tradition besagt, dass er in Grado Zuflucht suchte und dies scheint plausibel, da er dort in jener Zeit mit dem Bau der Basilika begann, die als Kathedralkirche dienen sollte, aber seinerzeit nicht fertiggestellt wurde: Die Arbeiten wurden von Bischof Elias in den Jahren vor der Synode vom 3. November 579 wiederaufgenommen und zu Ende geführt. Die im Brief von Papst Leo dem Großen aufgeführten Maßnahmen und Ratschläge für alle rechtlichen, moralischen und sozialen Belange deuten darauf hin, dass nur wenige Jahre nach 452 in Aquileia bereits ein gewisser Aufschwung herrschte. Die Schäden erforderten Eingriffe in der post-theodorischen Südhalle der Basilika, auch Chromatius-Halle genannt und die endgültige Aufgabe der post-theodorischen Nordhalle oder Fortunantus-Halle.
Für weitere Informationen wird auf das Stichwort Niceta, vescovo di Aquileia verwiesen, verfasst von Sergio Tavano, in Nuovo Liruti, Dizionario biografico dei Friulani, 1, Il Medioevo, C. Scalon (Hrsg.), Udine, Forum, 2006, 577-579.