Mit der Eroberung des Patriarchats von Aquileia, der “Patria del Friuli”, vonseiten Venedigs beginnt ein neues Zeitalter, dass 1797 mit dem Vertrag von Campoformido endet, welcher das Ende der Republik Venedig sanktionierte.
Gemäß einer inzwischen konsolidierten Periodisierung der friaulischen Geschichtsschreibung beginnt mit der venezianischen Eroberung der “Patria del Friuli”, dem Fürstentum des Patriarchen, ein neues Zeitalter, das bis zum vom Vertrag von Campoformido 1979 sanktionierten Ende der Republik Venedig andauert. Nach der Eroberung ersetzte die venezianische Regierung den alten Verwaltungsapparat mit einer völlig neuen, nach neuen Kriterien strukturierten Organisation und setzte dort das selber ausgewählte Personal ein. Einige Institutionen, wie z.B. das Parlament, blieben formal gesehen unverändert, verloren aber ihre wichtigsten Kompetenzen; andere Institutionen wurden dagegen abgeschafft oder an die neuen Anforderungen angepasst. Der Adel, der auf das Fortbestehen des Lehnrechts zählen konnte, war auch weiterhin tief gespalten: auf der einen Seite der provenezianische Adel unter Führung der Familie Savorgnan und auf der anderen der prokaiserliche (und später prohabsburger) Adel unter der Führung der Familie della Torre. Der Großteil der bäuerlichen Bevölkerung stellte sich dank einer gut durchdachten Steuerpolitik auf die Seite der Besatzungsmacht, wie auch die Haltung anlässlich der venezianischen Niederlage von Agnadello im Jahr 1509 und die “Bauernaufstände” von 1511 zeigten. Die Stadt Udine, die ihren Wohlstand ihrer Position an der Kreuzung der wichtigsten Handelsstraßen der Region verdankte, bestätigte sich in der seit dem Ende des Patriarchalstaates ausgeübten Rolle als Verwaltungszentrum, Sitz des Parlamentes und des Leutnants, Residenz des Patriarchen und damit auch als kirchliches und politisches Verwaltungszentrum.
Das 15. Jahrhundert war insgesamt recht turbolent: In den letzten Jahrzehnten wurde das Territorium mehrmals von den Türken heimgesucht, die hier Angst und Tod verbreiteten. Die ersten fünfundzwanzig Jahre der venezianischen Herrschaft waren dagegen vom politischen, militärischen, wirtschaftlichen und religiösen Standpunkt gesehen aufgrund der wiederholten Rückeroberungsversuche des Patriarchen Ludwig von Teck mit der Unterstützung von Ungarn und Österreich sehr unruhig. Das Territorium wurde von den Armeen beider Parteien durchquert und geplündert; die Handelsstraßen waren für Händler, die die Alpentäler durchqueren wollten, noch unsicherer und schwerer befahrbar geworden; der friaulische Klerus blieb sich selbst überlassen, da der Patriarch an der Rückkehr zu seiner Residenz gehindert wurde. Diese Situation fand erst mit dem Tod des alten Patriarchen im Jahr 1429 in Basel und der Ernennung seines Nachfolgers Ludovico Trevisan (1439-1465) ein Ende. Nach einigen weiteren Jahren wurde am 10. Juni 1445 ein Abkommen unterzeichnet dank dem der Streit zwischen dem Patriarchen und der Republik beigelegt wurde. Parallel zu diesen Ereignissen fand eine der bedeutendsten kulturellen Entwicklungen des 15. Jahrhunderts im Friaul statt: die Einrichtung der Humanistischen Bibliothek von Guarnerio d’Artegna, dem Patriarchalvikar von Ludovico Trevisan.