Der Sitz der Patriarchen wurde an fünf verschiedene Orte im Friaul verlegt.
Der Sitz des Patriarchats von Aquileia blieb in Aquileia, dem Bistum der Diözese, während die Patriarchen ihre Residenz aufgrund der politischen und militärischen Entwicklungen und der häufigen Umwälzungen im Laufe der eintausendfünfhundert Jahre des Bestehens des Patriarchats sehr häufig an andere Orte verlegten. Die erste christliche Gemeinde bildete sich in der damaligen Hauptstadt der römischen Provinz und hier arbeiteten die Bischöfe der Kirchenprovinz Aquileia bis der Patriarch
Paulinus vor der Invasion der Langobarden im Jahr 568 auf die Insel Grado flüchtete. In Grado ließ Patriarch
Elias eine neue Basilika errichten, in der 579 die Synode der Kirchenprovinz Aquileia stattfand. Bedingt durch den
Dreikapitelstreit fanden im Jahr 606 zwei Wahlen statt, die der Fürsprecher und die der Gegner der Drei Kapitel. Dies führte zur Ernennung mehrerer Bischöfe und hatte zur Folge, dass die Anhänger der Kirchenprovinz Aquileia unter langobardischen Schutz zurück aufs Festland zogen. Die
Cronica de singulis patriarchis nove Aquileie (XI. Jh.) bezeugt, dass Patriarch
Fortunatus seine Residenz von Grado nach Cormòns, einer langobardischen Festung in der Nähe des Forum Iulii, verlegte. Diese war danach hundertfünfzig Jahre lang die Residenz der Patriarchen von Aquileia. So vollzog sich die zweite Etappe des Annäherungsprozesses der Patriarchen, welche sich gegen die Verurteilung der Drei Kapitel wehrten, an die Welt der Langobarden und sie übersiedelten ins Zentrum der Grafschaft Friaul. Im gesamten Verteidigungssystem war der Hügel von Cormòns der Mittelpunkt der mittel- und osteuropäischen Arimannien unweit der langobardischen Hauptstadt am Fluss Judrio an der Kreuzung zwischen der Straße zum Fluss Isonzo und der von Aquileia nach Forum Iulii führenden Straße. Patriarch
Kallistus verlegte den Sitz im Jahr 737 von der Festung Cormons nach Forum Iulii, heute Cividale del Friuli genannt, einer Stadt der langobardischen Grafschaft. Cividale blieb dann zumindest bis zum XIV. Jh. die Residenz der Patriarchen, während sich der Mittelpunkt des Wirtschaftslebens des Friaul nach Udine verschob und der Verwaltungsapparat des Patriarchats
in spiritualibus und
in temporalibus dorthin verlegt wurde. Udine wurde nach der Eroberung des Patriarchats durch die Republik Venedig (1420) die neue Hauptstadt der „Patria del Friuli“, des Fürstentums der Patriarchen, und nachdem der Konzil von Trient den Bischöfen die Residenzpflicht auferlegt hatte, auch zum Sitz der Patriarchen von Aquileia.