Das Patriarchat von Aquileia bewahrte zahlreiche Chorbücher auf, ein Zeugnis der regen religiösen und kulturellen Aktivitäten dieser Epoche. Einige der Chorbücher wurden von den lokalen Illuminatoren erstellt, die mit den großen Skriptorien in Verbindung standen.
Die Chorbücher sind eine der faszinierendsten Kategorien von Handschriften aus dem Mittelalter und der Renaissance. Wie der Name zeigt wurden sie vom Klerus und den Kantoren der Kirchenchöre verwendet, um die Liturgie mit ihrem Gesang zu begleiten. Es handelt sich um umfangreiche Handschriften, vor allem um Graduale und Antiphonare, die auf monumentale Lesepulte gelegt wurden, von denen aus sie aufgrund ihrer Größe von den auf den Chorgestühlen sitzenden Kantoren gesehen und gelesen werden konnten. Auf den großen Pergamentpapierseiten wechselten sich Textzeilen mit Notenzeilen ab. Die Initialen waren dekoriert oder mit farbigen Temperamalereien verziert und wurden häufig auf Blattgold angebracht. Die Kennzeichnung des Liedes mit Miniaturfiguren trug zum Verständnis des Festes, auf das sich die Lieder bezogen, bei; außerdem war es eine gute Gedächtnisstütze, um an die ersten Worte des Liedes zu erinnern und verlieh dem Buch einen der sakralen Verwendung entsprechenden Wert. Die Herstellung dieser Prunkhandschriften konnte, unabhängig davon ob sie in den Religionsgemeinschaften selbst erfolgte oder ob externe professionelle Kopisten und Illuminatoren damit beauftragt wurden, Jahre dauern. Mit der Anfertigung der Miniaturen wurden meist spezialisierte Werkstätten beauftragt. Manchmal wurden ursprünglich für eine bestimmte Gemeinschaft hergestellte, wertvolle Liturgiebücher an eine andere, manchmal auch weit entfernt liegende, Gemeinde verkauft oder verschenkt, die diese verwendeten und manchmal mit Gottesdiensten oder Uffizien für lokale Heilige oder lokale Festlichkeiten ergänzten. Die Mobilität der Chorbücher ermöglichte seinerzeit die Verbreitung besonderer, gegenständlicher Bildsprachen aus anderen Gebieten, so dass heute mit Miniaturen verzierte Handschriften erhalten geblieben sind, deren Buchschmuck an weit entfernt liegenden Orten angefertigt wurde. Das Patriarchat von Aquileia war hier keine Ausnahme und bewahrte, als Zeugnis eines sehr lebendigen religiösen und kulturellen Lebens, zahlreiche Chorbücher auf. Die Illustrationen dieses Erbes wurden von den Kunsthistorikern besonders aufmerksam untersucht und die Ergebnisse wurden in zwei bedeutenden Ausstellungen über die Miniaturen im Friaul vorgestellt. Anlässlich dieser Ausstellungen wurden einige zwischen dem 14. Jahrhundert und Anfang des 16. Jahrhunderts hergestellten Chorbücher ausgestellt, die aus verschiedenen Gründen, wie z.B. wegen den Auftraggebern, der Herkunft der Miniaturen aus verschiedenen, auch weit vom Ort der Verwendung entfernt liegenden geografischen Gebieten oder aufgrund besonderer Illustrationsarten, ausgewählt wurden. Neben den von lokalen Fachhandwerkern hergestellten Gradualen und Antiphonaren werden auch andere außerhalb des Friauls hergestellte und für die Kirchen der Region erworbene Bücher ausgestellt.