- 14. Jh.; Pergament; mm 560 x 375; ff. I, 162, II.
- Udine, Archivio Capitolare, 20.
Die Wappen des Generals des Antoniter-Ordens Ponce (oder Pierre) II. Mitte (1370-1374) oder Bertrand Mitte (1374-1389) und die der Familie Marra aus Neapel ermöglichen die Bestimmung der Auftraggeber eines Antiphonars, das vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jh. ins Friaul gelangte.
Die Handschrift ist Teil eines aus vier Bänden bestehenden Antiphonars, die den Manuskripten 20, 24, 28 und 30 des Kapitulararchivs von Udine entsprechen und die aus derselben Schreibstube stammen, in der auch der ms 26 (Graduale für die Feste der Heiligen) angefertigt wurden. Das Antiphonar war zusammen mit dem Graduale für eine Kirche des Krankenhausordens von Sant’Antonio di Vienne bestimmt, wie aus der Anfangsrubrik des ms 30 (Ad honorem omnipotentis dei et beatissime virginis Marie et beati Antonii abatis. Incipit antiphonarium secundum consuetudinem sancte romane ecclesie) und der ständigen Präsenz des Ordenssymbols, dem „T“ (Tau), innerhalb eines kontinuierlich am unteren Rand zahlreicher Blätter auftauchenden Wappens abgeleitet werden kann.
Bei der Kirche handelt es sich um die neapolitanische Kirche Sant’Antonio Abate in Foria und der Auftraggeber Giovanni Guidotti war in den frühen siebziger Jahren der Hauslehrer des Ordens: bei den Wappen handelt es sich um die der Familie Mitte und Della Marra, die mit dem Orden des Heiligen Antonius in Verbindung standen. Anhand des Buchschmucks lässt sich die Mitwirkung gotischer neapoletanischer Illuminatoren, wie dem Meister der Kreuzigung von Avignon, erkennen: eine von der Technik des Meisters der Auferstehung Cini beeinflusste Hand, sowie auch die Hand eines Miniaturmalers aus den Abruzzen. Vermutlich erreichte diese Handschriftenserie im Rahmen eines Buchaustauschs innerhalb des Ordens das Friaul im 15. Jh. In Udine gab es bis 1475 ein Lehrmeisteramt des heiligen Abtes Antonius und das neapoletanische Kloster, um das es bereits Mitte des Jahrhunderts schlecht bestellt war, wurde 1486 geschlossen. Das Kloster, die Kirche und das Krankenhaus der Antoniter wurden dann Teil des Sitzes des Patriarchalpalastes von Udine und die Handschriften gingen in den Bestand des lokalen Kapitulararchivs über.