Durch die BIBLIOTHEK ist es möglich, das Datenblatt zahlreicher und wichtiger Codices zu konsultieren, die es ermöglichen, die schriftliche Kultur des Patriarchats von Aquileia zu rekonstruieren. Für viele Codices werden außerdem die vollständigen Reproduktionen zur Verfügung gestellt, was diese Website zur echten virtuellen Bibliothek patriarchalischer Friaul macht.

Graduale des Kapitels von Udine

  • 14. Jh., zweite Hälfte; Pergament; mm 572 x 395; ff. II, 157, II’.
  • Udine, Archivio Capitolare, 29.

Die Dekoration des Graduale wird einem Miniaturisten zugeschrieben, der an der gotischen Erneuerung der figurativen Kultur Friauls beteiligt war, die sich aus der Anwesenheit von Vitale da Bologna zwischen 1348 und 1349 in Udine ergab.

Das Chorbuch enthält die Gesänge vom ersten Adventssonntag bis zur Feria II nach dem dritten Sonntag der Fastenzeit. Den Abschluss bilden der Gottesdienst für das Fest des heiligen Thomas und die Gesänge für die Besprengung mit dem Weihwasser. Es handelt sich um den ersten Band eines heute im Kapitulararchiv von Udine aufbewahrten Graduale, zu dem auch die Handschriften 25 und 23 mit dem Proprium de Tempore und Handschrift 19 mit dem Sanctorale gehören. Die Illustrationen dieser Handschriftenserie zeichnen sich durch die sauberen Linien der Blattdekorationen, die leuchtenden und brillanten Farben der Initialen, vor allem Orange, Gelb, Blau und Bordeaux und durch den mit dünnen Ästen und Bleiweiß ausgefüllten Hintergrund aus. Es gibt zahlreiche figürliche Buchstaben mit Szenen, die mit dem Text oder mit der Figur von Heiligen und Propheten in Zusammenhang stehen, aber die Originalität des Illuminatoren besteht aus der Wiederverwendung der spätmittelalterlichen und romanischen kaleidoskopischen Initiale, die hier mit gotischem Realismus und einer unbefangenen Lebendigkeit aufgegriffen wird.

Monster, Tiere, Vögel, menschliche Figuren verbinden sich miteinander um die Buchstaben zu formen. Ihre Hybridnatur, die Bekleidung und die Haltungen, aber auch die Gewohnheit Tiere mit religiösen Gewändern zu bekleiden, verleihen den Bildern einen scherzhaften Grundton. Obwohl die Miniaturen nicht eindeutig zugeordnet werden können ist es doch plausibel anzunehmen, dass der hier tätige Illuminator Teil der Erneuerungswelle war, in dessen Rahmen die figürliche Illustration im Friaul in gotischem Stil neu interpretiert wurde und die der Anwesenheit von Vitale da Bologna in Udine zwischen 1348 und 1349 zu verdanken ist, der dort an der Kirche San Francesco und am Dom arbeitete. Es waren die letzten Jahre des Patriarchats von Bertrand de Saint Geniès, der 1334 nach einem Aufenthalt in Avignon über Toulouse das Friaul erreichte; er war eine der Schlüsselfiguren für den politischen, religiösen, wirtschaftlichen und kulturellen Umbruch in der Region.

StandortlandItalien
OrtUdine
Bibliothek / SammlungArchivio Capitolare
Signatur29
SprachenLatein
BeschreibstoffPergament
Umfangff. II,157,II’
Formatmm 572 x 395
Zeitepoche14. Jh., zweite Hälfte
© - Istituto Pio Paschini
per la storia della Chiesa in Friuli
Via Treppo, 5/B - 33100 Udine
info@istitutopiopaschini.org
Tel. e fax: 0432 414585