Dieser Band enthält die Gesänge für den Gottesdienst vom ersten Adventsonntag bis zum 23. Sonntag nach Pfingsten mit einer einheitlichen Schrift, die sich mit roten Tetragrammen mit schwarzer Quadratnotation abwechseln (ff. 1r-276v). Von f. 277r bis f. 292v. folgt weiteres, teils aus dem 16. Jh. stammendes liturgisches Material. Von f. 293r bis zum Schluss sind die Widmung von Patriarch Bertrand de Saint Geniès für die Kirche von Gemona und zwei Versionen des Credo enthalten. Kritiker bezweifeln die Authentizität dieser Widmung, die dem Band am Ende auf einigen Blättern beigefügt wurde, die auch aus einer anderen Handschrift stammen könnten. Die auf dem ersten Blatt enthaltenen drei Wappen wurden sicherlich erst später hinzugefügt Dies sind das Wappen des Patriarchen Bertrand, das des Patriarchats von Aquileia und rechts das der Adelsfamilie de’ Brugnis aus Gemona, das eine Zeit lang fälschlicherweise für das Wappen der Stadt Gemona gehalten wurde.
Deshalb wurde vermutet die Handschrift könnte der Familie de’ Brugnis von Bertrand geschenkt worden sein, die diese dann der Kirche von Gemona stiftete. Obwohl die Miniaturen stark beschädigt und kaum mehr lesbar sind, scheinen sie sowohl aufgrund der Morphologie der Verzierungen, als auch der Wahl der Farbtöne aus dem Bologneser Umfeld oder aus einem von diesem beeinflussten Umfeld zu stammen und können auf das dritte oder vierte Jahrzehnt des 14. Jh. datiert werden. Im ältesten Teil der Handschrift gibt es auch mit roter und blauer Tinte gemalte und mit Filigranen und Intarsien verzierte Initialen, die ebenfalls für die liturgischen Handschriften des 14. Jahrhunderts typisch waren. Die kalligraphischen Buchstaben, welche die letzten Seiten ab der Widmung dekorieren (f. 293r) sind dagegen von ganz anderer Beschaffenheit.