Das Zeitalter Karls des Großen im Friaul beginnt 776 und endet 899, als der erste von mindestens zwölf Ungarneinfällen begann, die bis Mitte des 10. Jahrhunderts das Friaul verwüsteten und die Zerstörung vieler Handschriften und Urkunden aus früheren Jahrzehnten mit sich brachten. Uns bleiben einige indirekte Zeugnisse und verschiedene Fragmente erhalten.
Man kann sagen, dass das Zeitalter Karls des Großen im Friaul 776 beginnt, als der von Rodgaud, dem Herzog des Friauls, angeführte Aufstand endgültig niedergeschlagen wurde, und 899 mit dem Beginn der Ungarneinfälle endet, die rund hundert Jahre lang das Friaul verwüsteten und einen eindeutigen Bruch mit der Zeit davor bedeuteten, auch was die Aufbewahrung und Erhaltung von in den Jahrzehnten zuvor handgeschriebenen Urkunden und Büchern betraf. Für die Rekonstruktion der Kulturgeschichte des Friauls im 9. Jahrhundert muss man sich mit einigen indirekten Zeugnissen und wenigen Fundstücken zufrieden geben, für die in den meisten Fällen ein Ursprung in einem klösterlichen oder weltlichen Skriptorium in der Region vermutet, jedoch nur in wenigen Fällen mit Sicherheit bewiesen werden kann. Sowohl erstere – bezüglich Schulen, Büchersammlungen und Textüberlieferungen – als auch letztere lassen jedoch erahnen, dass auch in dieser Region Bücher entstanden und in Umlauf waren, die mit den liturgischen oder schulischen Bedürfnissen, aber auch mit allgemeineren kulturellen Interessen in Zusammenhang standen, die auf die intellektuellen Aspekte der karolingischen Renaissance zurückzuführen sind. Hauptzentrum der friaulischen Mark war Cividale, die frühere Hauptstadt des Herzogtums der Langobarden und noch mehrere Jahrhunderte lang Residenz der Patriarchen von Aquileia. An einen dieser Patriarchen muss zumindest auf den Seiten über die „friaulischen“ Bücher aus der Karolingerzeit erinnert werden: Paulinus von Aquileia (787-802). Früher einer der Intellektuellen am Hof, wurde er zum Patriarchen ernannt und hatte wahrscheinlich unter anderem die Rolle eines Verbreiters einheitlicher liturgischer Modelle inne, die den Vorgaben des Herrschers entsprachen. In Cividale muss auch Eberhard, der fränkische Adlige und Schwager Karls des Kahlen, seine Residenz gehabt haben, der 836 an die Spitze des Herzogtums des Friauls kam und später den Titel Markgraf erhielt. Von Eberhard ist nicht so sehr sein politisches, sondern vielmehr sein kulturelles Wirken überliefert: Er stand mit mehreren bekannten Intellektuellen seiner Zeit in Kontakt; vor allem ist aber die erstaunliche Büchersammlung bekannt, von der jedes einzelne Exemplar in seinem Testament aufgelistet ist, um sie unter seinen Söhnen und Töchtern und seiner Frau aufzuteilen. Sicherlich war diese Sammlung eine andere als die, die noch erforscht werden muss und auf die Paulinus von Aquileia für sein Werk zurückgreifen konnte, und spiegelte den Geschmack und die Interessen eines Politikers und Adligen jener Zeit.