In Cividale befindet sich heute einer der ältesten karolingischen Codizes, der wahrscheinlich friaulischen Ursprungs ist: die
Historia Langobardorum der Bibliothek des Metropolitankapitels, datierbar auf die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts. Der deutsche Paläograph
Bernhard Bischoff nannte dieses Exemplar ein Zeugnis «eindeutig regionaler Natur», wobei er sich vielleicht auf die graphischen Besonderheiten bezog, die es nur schwer mit der zeitgenössischen Produktion anderer norditalienischer Skriptorien vergleichbar machen und wenn überhaupt vielmehr bestimmten Handschriften aus bayerischen Skriptorien nördlich der Alpen annähern. Vor und nach Bischoff hatte auch die lokale Geschichtsschreibung ihrerseits leichtes Spiel, dieses Exemplar von
Paulus Diaconus’ berühmtestem – und für die Region interessantestem – Werk als Produkt eines friaulischen Skriptoriums zu betrachten. Die Handschrift wurde von den deutschen Gelehrten, die im späten 19. Jahrhundert für die Reihe der
Monumenta Germaniae Historica die einzige noch heute erhältliche vollständige Ausgabe von Paulus Diaconus’ Werk herausgaben, stark in Betracht gezogen: Ihr Alter – nach paläographischen Untersuchungen auf weniger als 50 Jahre nach dem Tod des Verfassers datierbar, ist dies eines der drei derzeit bekannten ältesten Exemplare der
Historia Langobardorum – und die wesentliche Korrektheit des abgeschriebenen Textes trugen ihr den ersten Platz in der Liste der für die Ausgabe eingetragenen und verwendeten Codizes ein.