Die Handschrift gehört zu einer aus sechs Bänden bestehenden Serie von Chorbüchern des Doms von Spilimbergo, die heute noch dort verwahrt wird und über die es eine sehr umfangreiche und interessante Dokumentation gibt. Diese enthält Nachweise über den Kauf des Pergaments in Venedig im Jahr 1484, die Namen der Schreiber, des Illuminatoren und Malers Giovanni de Cramariis aus Udine und Informationen über Zeitaufwand und Kosten für die Herstellung. Die Chorbücher wurden zwischen 1494 und 1507 als abschließende Maßnahme eines ehrgeizigen, von den Herren von Spilimbergo und dem Klerus finanzierten, Projekts fertiggestellt, in dessen Rahmen das hölzernen Chorgestühl, das monumentale Lesepult und die neue Orgel gebaut wurden. Das 1501 fertiggestellte Graduale 3 ist eines der prächtigsten Chorbücher ganz im Stil von Giovanni de Cramariis, der in Siena seine Ausbildung zum Illuminator abgeschlossen hatte. In der toskanischen Stadt hatte er mit den bedeutendsten Illuminatoren der Renaissance, wie z.B. Girolamo da Cremona und Liberale da Verona an der monumentalen und prestigereichen Serie des Doms von Siena gearbeitet, die heute in der Bücherei Piccolomini ausgestellt ist. Die figürliche Kultur welche sich auf den Seiten dieses dem Zeitraum von Ostern bis Pfingsten gewidmeten Buches entfaltet, gehört zur venezianischen und mantovanischen Renaissancekultur mit Abweichungen hin zur friaulischen Freskomalerei und Ölmalerei, entspricht aber vor allem auch dem Stil von Girolamo da Cremona, dessen Formen Giovanni auf persönliche Weise interpretiert und vereinfacht.