- 1456; Pergament; mm 342 × 214; ff. 188.
- Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Pal. lat. 39.
Der für Girolamo Barbarigo, Statthalter des Fürstentums der Patriarchen, Vergil Codex wurde von Battista da Cingoli angefertigt, einem Berufskopisten in Guarnerios Dienst.
«Vergil war zwei Jahrtausende lang der meist gelesene und meist bewunderte Dichter: bevor die Finsternis der Barbarei die letzten zwei oder drei Generationen verdunkelte.» (Billanovich). Die Humanisten schenken ihm, soweit dies möglich ist, noch mehr Aufmerksamkeit, zählen sein Werk zur schulischen Pflichtlektüre und versehen es ihrerseits mit gelehrten und schulischen Kommentaren, wenn sie es in Codizes übertragen. Ein originelles Beispiel hierfür ist die Abschrift, die Battista da Cingoli im Juli 1456 für Girolamo Barbarigo in einer an die Florentiner Vorbilder erinnernden Littera antiqua anfertigte. Die Verzierungen sind überwiegend in Form einer geknoteten Schlinge, die der Verzierung des Codex Guarnerianus 26 ähnelt. Für Guarnerio d’Artegna fertigte Battista, der der einzige Berufskopist in dessen Dienst ist, 31 Codizes an, die bis heute zum Großteil in der Biblioteca Guarneriana in San Daniele del Friuli aufbewahrt werden. Die Wiener Handschrift ist das einzige Exemplar, das bekanntermaßen für einen anderen Auftraggeber als Guarnerio angefertigt wurde, nämlich für Barbarigo, einen bekannten venezianischen Patrizier, der 1456 im Friaul das Amt des Statthalters des Fürstentums der Patriarchen, der Patria del Friuli, innehatte. Ein wesentliches Kennzeichen dieser Handschrift ist die Genauigkeit des Textes: Sie wurde nämlich einer kontinuierlichen philologischen Überarbeitung unterzogen. Der Einband, der 1753 auf Anweisung des Präfekten der kaiserlichen Hofbibliothek Gerard Van Swieten (1700-1772) hergestellt wurde, ist der sichere Terminus ante quem des Zugangs des Codexes in diese Bibliothek.