- 15. Jh., zweite Hälfte; Pergament; mm 158 × 99; ff. II, 74, II’.
- Udine, Biblioteca Arcivescovile, 11.
Die von der Familie Porcia in Auftrag gegebene Handschrift enthält Texte, die alle die Legitimierung der humanistischen Kultur und der Studia Humanitatis betreffen und auch im Friaul weit verbreitet waren.
Dieser kleine Codex ist ein echtes kleines Juwel mit 74 Seiten und war wohl weniger ein Schulbuch, sondern diente wahrscheinlich als Lektüre eines Humanisten oder bereicherte die Sammlung eines Bibliophilen. Trotzdem geht es bei den in der Handschrift enthaltenen Texten hauptsächlich um Bildung und um humanistische Bildung. Diese beginnt (Bl. 3r-5r) mit einem Prolog von Leonardo Bruni (1370-1444) über die Predigt De utilitate studii von Basilius dem Großen (IV Jh. v.Chr.), gefolgt von der ebenfalls von Bruni stammenden, in der Rubrik Magni Basilii de primis adolescentium institutionibus libellus ff. 5r-35r veröffentlichten, lateinischen Version: Es handelt sich um einen Text, der später als «Manifest des christlichen Humanismus» galt. Aus internen Gründen wird die Handschrift auf die zweite Hälfte des 15. Jh. datiert und ist in littera antiqua mit den Charakteristiken der für den venezianischen und venezianisch-paduanischen Humanismus dieser Epoche typischen Antiqua tonda verfasst. Zusammen mit der Dekoration der Handschrift wurde am unteren Rand von Blatt f. 3r das Wappen der friaulischen Familie der Porcia angebracht. Ein Mitglied der Familie, Fabio, Abt von San Martino di Fanna verschenkte diese Handschrift Mitte des 16. Jh. an Giovanni Antonio de Egregiis, wie auf f. 2v «1531 Fabii comitis Purliliarum monimentum mihi Joanni Antonio de Egregiis» zu lesen ist. Im darauf folgenden Jahrhundert gelangte die Handschrift in den Besitz eines Mitglieds der Familie Dolfin: Dabei handelte es sich vielleicht um den Gelehrten und Bibliophilen Giovanni, Patriarch von Aquileia von 1657 bis 1699, oder direkt um seinen Neffen Dionisio, seinen Nachfolger auf dem Patriarchenstuhl, der aber auch seine Leidenschaft für die Literaturwissenschaften teilte und die Bibliothek von Giovanni erwarb, die er seiner eigenen Büchersammlung hinzufügte und die dann zum Grundstein der Patriarchalbibliothek von Udine wurde.