Die von Petrus Lombardus in den Jahren 1150-1152 verfassten Sentenzen wurden mit dem Laterankonzil (1215) das offizielle Lehrbuch der Theologie an den Universitäten. Der vermutlich in Bologna um das achte Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts entstandene Codex Guarnerianus enthält zahlreiche verzierte Initialen, deren Enden mit zoomorphen und phytomorphen Motiven geschmückt sind. Fantastische Zeichnungen, zumeist in rot, blau und grün gehalten, bringen die notabilia am Rand zur Geltung; Blumen- und Tiermotive, menschliche oder teuflische Gesichter und Hausratsgegenstände schmücken von Mal zu Mal den Text oder werden einfach als Verzierungen am Rand verwendet. Man sehe zum Beispiel den Ziegenbock, der auf der Zither spielt (fol. 128v), der Bratspieß (fol. 113v), einen kuriosen maskierten Jäger (fol. 228r), einen Gaukler (fol. 115r, 122r, 151v) oder einen Koch, der auf einem Tablett den Fisch am Spieß anbietet (f. 125r). Auftraggeber der Handschrift war Kardinal Ardizzone da Rivoltella (1153-1182 etwa), der auf fol. 256r im Moment der Entgegennahme der Handschrift aus den Händen des vor ihm knieenden Kopisten dargestellt ist. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gelangte dieses Buch in den Besitz von Antonio Pancera, Patriarch von Aquileia, und später in den von Guarnerio d’Artegna.