Die Handschrift enthält
auch die Ratschläge des friaulischen Arztes Geremia Simeoni, die von einigen Kopisten aus dem Umfeld von
Guarnerio kopiert wurden. Der
De conservanda sanitate (fol. 71r-90v) wurde nach einem traditionellen Schema aufgebaut, welches, gemäß der von Hippokrates und Galen entwickelten Humoralpathologie, mit einer Untersuchung der physischen Konstitution des Patienten beginnt: den vier Elementen oder ‚Wurzeln’ (Wasser, Luft, Erde, Feuer), welche die Grundlage aller in der Natur existierenden Dinge bilden, entsprechen im menschlichen Körper vier Konstitutionen oder Temperamente: Phlegmatiker (wie im Falle von Zaccaria Trevisan, Leutnant der Patria del Friuli, dem dieses Werk gewidmet ist), Melancholiker, Choleriker und Sanguiniker. Als Heilmittel gegen die Pestepidemie, die das Friaul seit Jahren heimsuchte, verfasste Geremia dagegen den Regimen ad pestilentiam (fol. 137r-146v). Die vorgeschlagenen Heilmittel könnten heute als lächerlich bezeichnet werden, aber in einigen Fällen hatten sie sicherlich eine positive Wirkung, wie z.B. im Fall des Heilmittels, das der Arzt Raspano für sich auswählte: «Cito, longe et tarde». D.h. ‚sofort’ solle man das Seuchengebiet verlassen und sich an einen weit genug ‚entfernten’ Ort begeben und so ‚spät’ wie möglich zurückkehren. Die wörtliche Überlieferung der Werke von Geremia haben wir ausschließlich den Handschriften von Guarnerio zu verdanken, der hier vorgestellten Handschrift Nr. 43 und dem Nr. 44, der im vierzehnten Abschnitt einen
Consilium ad ducem Albertum enthält, den Geremia in Udine am 30. Oktober 1444 fertigstellte.