Der Dichter Antonio Tebaldeo (1463-1537) aus Ferrara, ein schaffensfreudiger Hofdichter und Liebhaber des Petrarkismus, lebte in Ferrara, Mantua und Rom, wo er starb. Auf das Erscheinen der „editio princeps“ in Modena im Jahr 1498, die Isabella d’Este gewidmet war und von seinem Cousin Iacopo ohne Wissen des Verfassers veröffentlicht wurde, folgten mehrere gedruckte Ausgaben. Die zahlreichen erhaltenen Handschriften und die gedruckten Ausgaben sind ein Hinweis auf den großen literarischen Erfolg, der jedoch im Laufe weniger Jahrzehnte erlöschen sollte. Auch das Udineser Fragment scheint nur ein kurzes Leben gehabt zu haben. Es stammt vom Notar Nicolò di Giorgio aus San Daniele del Friuli, der das Blatt 1506 verwendete. Am 10. September 1506 waren von den gedruckten Ausgaben von Tebaldeos Versen, die unter dem Titel Opere bzw. Sonetti, capituli et egloge zusammengefasst wurden, schon neun erschienen. Ein echter Bestseller, der in den Augen eines leidenschaftlichen Lesers ein altes, handgeschriebenes Blatt als veraltet und kaum nutzbar erscheinen ließ.