«Signori, chesto libro conta e divisa di belle aventure e di grandi cavallarie e di nobili torneiamenti […]». So beginnt der bedeutendste Prosatext der italienischen Literatur in Vulgärsprache vor dem Dekameron, eine um 1330-35 in der Toskana entstandene freie Neufassung eines anonymen Autors, der es schaffte, die erfolgreichen Geschichten des bretonischen Zyklus, die in Italien schon in Umlauf waren, in einer strukturierten, originellen und künstlerisch gut gemachten Summa zusammenzuführen. Das Ergebnis ist eine Verflechtung sagenhafter Heldentaten und Andachtsereignisse, jedoch mit einem bewussten Blick des Autors auf die Rechtsideale und das neue bürgerliche Klima. Die beiden wieder verwendeten Blätter dieses Fragments, die ursprünglich zur selben Handschrift gehörten, sind heute Teil von Franziskaner-Handschriften, die lateinische Werke der Kirchenväter enthalten und früher der Bibliothek des Klosters San Francesco della Vigna in Udine gehörten. Die beiden Blätter sind somit der Rest einer Handschrift, die nicht nur die älteste der zehn bekannten, diesen Text überliefernden Handschriften ist, sondern auch die schnelle Verbreitung des Textes ab Mitte des 14. Jahrhunderts von der Toskana bis nach Padua und in Venetien belegt. Die sprachwissenschaftliche Analyse lässt «Südwestvenetien als Heimat des Kopisten vermuten».