Decretum Gratiani ist der Name, unter dem das berühmte Werk namens Concordia discordantium canonum normalerweise bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Kirchenrechtsquellen, die vom Kamaldulenser Gratian in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts (1140-1142 etwa) verfasst wurde. Diese erste Sammlung wurde später durch zahlreiche compilationes ergänzt, zu denen noch die jüngsten Rechtsnormen, die sogenannten extravagantes hinzukamen. Es handelt sich um eines der grundlegenden Kirchenrechtsbücher, das in den Inventaren verschiedener Kanoniker von Aquileia, Cividale und Udine vermerkt ist. Diese Handschrift des Decretum, die durch die Glossa ordinaria ergänzt wird, wurde im dritten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts in Bologna abgeschrieben und nach einigen Besitzerwechseln unter Bologneser Studenten vom Kanoniker Marsilius (1244-1256 etwa) aus Cividale erworben, der auch in Bologna studiert hatte und sie schließlich dem Metropolitankapitel von Cividale hinterließ. 1256 wurde sie an den Patriarchen von Aquileia Gregorio von Montelongo verliehen, der sie für die Ausübung seines Amtes nutzte und mit seinem Tod 1269 zurückgab. 1447 beschloss das Metropolitankapitel, den Codex im Kapitelsaal anzuketten, wie der Wortlaut des Beschlusses belegt, der auf den Vorsatzblättern kopiert wurde.