- Ende 12. - Anfang 13. Jh.; Pergament; mm 395 × 255; 2 Spalten; ff. 422. Neumen-Notation.
- Cividale del Friuli, Museo Archeologico Nazionale. Archive und Bibliothek, Codex XCI.
Diese sehr wahrscheinlich für das Kapitel von Cividale verfasste Handschrift weist sowohl aufgrund der Präsenz der germanischen Heiligen, als auch der Musiknotation einen stark germanischen Einfluss auf.
Das Brevier ist ein Buch in dem alle Elemente für das zelebrieren des Stundengebets (Opus Dei) gesammelt wurden. Es beinhaltet die Texte der Psalmen (Psalter) mit den jeweiligen Antiphonen, die Schriften (biblisch, hagiografisch, patristisch) mit dem entsprechenden Responsorium, die Hymnen, die Verse und die Gebete. Einige Breviers können auch Tropen, die meist Teil des Responsoriums sind, und Musiknotationen enthalten. Das Brevier von Cividale hat diese Struktur und enthält in dieser Reihenfolge: einen Kalender (fol.2r); den Liturgiepsalter mit notierten Antiphonen, Lobgesängen, Litaneien der Heiligen (fol. 6r); das Gesangbuch (fol. 46v); Temporale und Sanctorale integriert (fol. 58r); das Sanctorale für das Commune Sanctorum (fol.330V); Texte, biblische Responsorien und Antiphone aus dem Alten Testament für den Zeitraum nach dem Pfingstfest (fol. 349r); Toten-Offizium (fol. 422r). Aus dem Kalender und einigen Textelementen lässt sich darauf schließen, dass das Buch in der Umgebung von Aquileia, vielleicht in Cividale, geschrieben wurde. Bemerkenswert ist auch der an der Präsenz der Heiligen von jenseits der Alpen und an der Musiknotation mit adiastematischen Neumen (bei denen der Abstand zwischen den Noten nicht angegeben wird) und ohne Linien erkennbare, germanische Einfluss. Im Kalender wurden die hohen Festtage und die Feste der besonders verehrten Heiligen, wie z.B. Paulinus episcopus, Apolonia, Hellarus et Tacianus, Gallus (Abt) mit roter Tinte eingetragen. Im Abschnitt der Antiphonae maiores enthält das Brevier von Cividale ganze 12 Gesänge, ein kleines Repertoire, das auch in anderen Büchern des Territoriums enthalten war (z.B., Cividale, Museo Arch. Naz., XLI und Görz A).